Mein Sohn ist ja der Meinung, es wäre total unsinnig, in die Schule zu gehen. Lesen und Schreiben hat er in der 1. Klasse gelernt, das war ja auch ganz OK, aber jetzt gibt es nichts Interessantes mehr zu hören, anscheinend. Er wäre viel lieber den ganzen Tag zu Hause und würde sich mit sinnvolleren Sachen beschäftigen – Computerspielen z. B. Und falls er doch Fragen über die Welt hat, gibt es ja Wikipedia. Na gut. Jedenfalls habe ich ihm angeraten, sein Schüler-Dasein einfach als Job zu sehen, den er so gut wie möglich erledigen soll, und zum Jobprofil gehört eben der Schulbesuch, das Lernen und die Hausaufgabe. Zwar gibt es kein Geld am Monatsende, aber dafür Wissen und ideelle Werte – ich gestehe, das war zwar auch nicht ganz meine persönliche Meinung, aber es wurde geschluckt. Und daraufhin folgte eine Diskussion über Arbeit an sich und die Überlegung, wer in diesem Haus wieviel arbeitet.
Das Fräulein Zizibe hat hier ihren Job als Baby – und das 24 Stunden am Tag. Der kleine Sohn geht in die Spielgruppe, arbeitet also knapp drei Stunden täglich. Die beiden Schulkinder haben zwischen 20 – 25 Stunden wöchentlich. Der Herr K. arbeit von ca. 9.00 – 19.00 Uhr, also zehn Stunden täglich. Und die Mami? Die Mami hat´s gut, sagen die Kinder, die arbeitet zwei Stunden in der Woche! Fast hätte ich mich beim Essen verschluckt.
Liebe Kinder, ich sage euch: Die zwei Stunden richtige Arbeit (und die Vorbereitung derselben, die mindestens nochmal zwei Stunden braucht), die sind für mich die reinste Erholung, mit dem positiven Nebeneffekt, dass ich auch noch Geld dafür bekomme! Da bin ich ganz bei meinen Schülern, vollständig wach und jeden Augenblick bereit, so auf das Kind einzugehen und meine Pläne abzuändern und zu improvisieren, dass es das Maximum von der Stunde mitnehmen kann. Und da sind Kinder bei mir, die genau das tun, was ich ihnen vorschlage, die willig mitarbeiten und bemüht sind, ihr Bestes zu geben. Das ist wunderbar, das macht Spaß.
Aber die richtige Arbeit hier, die als Putz Hausfrau, Köchin, Waschweib, Chaosbeseitigerin, das ist die Arbeit, die wirklich schlaucht. Und mit der ich mir auch oft manchmal schwer tu, sie als meinen Job zu sehen. Der andere – sinnvollere – Teil der Arbeit, das Buchvorlesen, Diskussionen führen, Windeln wechseln, Pflaster kleben, bei Hausaufgaben helfen, Animationsprogramm überlegen – das wäre der schöne Teil der Arbeit, aber für den bleibt neben den Geschirr- und Wäschegebirgen meistens zu wenig Zeit. Leider.
Aber über den Wert von bezahlter und unbezahlter Arbeit, darüber müssen wir dringend nochmal reden!
„Warum muss ich IMMER so viel arbeiten? IMMER muss ich den Müll rausbringen!“
„Immer muss ich aufräumen! Das kannst Du doch mal machen“
Danke, Sohn….
Ich rede hier mal mit über unbezahlte Arbeit…
(Sisyphos, sage ich nur….)
Warum sind es IMMER die gleichen Phrasen, die wir Unbezahlten zu hören bekommen?!