Nervöser Stillstand

Kürzlich wurde ich gefragt, ob ich überhaupt noch wisse, was Langeweile sei. Zuerst war ich versucht, in den Small-Talk über viele Kinder-immer was zu tun einzusteigen und souverän lächelnd darüber zu reden, dass Vierfachmüttern mit ausufernden Hobbys und kleinen beruflichen Aktivitäten sowieso nie langweilig sei. Aber dann dachte ich daran, dass es eigentlich viel zu viele langweilige Momente gibt: Oft trage ich das Fräulein Zizibe herum, das nervt manchmal und anstrengend ist es auch – sie hat ja schon gut elf Kilo. Setze ich sie auf den Boden, raunzt sie, weint sie, klammert sich an mich und das nervt mich noch mehr, deshalb nehm ich sie wieder hoch. Nur: Mit Kind auf dem Arm lässt sich so wenig tun, vielleicht einhändig den Frühstückstisch abräumen. Oder Kaffee trinken. Oder ein Baby-Buch anschauen. Und das sind die gedehnten Momente, in denen mir wirklich langweilig ist, aber leider nicht entspannend langweilig, sondern ungeduldig und nervös langweilig. Weil soviel zu tun wäre (es gibt ja wirklich immer was zu tun!), weil mich das Chaos, in dem ich untätig sitze, unglaublich stört, weil ich kochen sollte (und gerade das ist täglich eine Herausforderung mit quengeligem Kind am Hosenbein – abgelenkt ist sie nur, wenn sie meine Gewürzschublade ausräumen darf. Und sie findet jedesmal ein Glas, das nicht ganz zu ist und leert es aus.)
So warte ich tragenderweise auf Zeiten, in denen sich das Kind endlich selbst beschäftigen kann und ich wieder Frau über meine Hände bin und tröste mich damit, dass wenigstens das Fräulein dabei zufrieden – sehr zufrieden sogar – ist. Langweilig ist es trotzdem.

2 Comments

  1. JA, ganz genau so ist es!!!!
    “Wir” zahnen ja grade- das Baby bekommt Zähne und ich trage es herum, also zahnen “Wir” tatsächlich gemeinsam. Und die Unordnung im Haus nimmt überhand, denn man hat ja noch das eine oder andere weitere Kind im Haus- ein viertes ist bei mir ja nur “Leihweise” da, aber immerhin 3x die Woche für 5 Stunden täglich.
    Und man ist gezwungen NICHTS zu tun.
    Ich habe mir für sowas ja Tragetuch und Ergo angeschafft, aber jetzt habe ich ein Kind, das so ungerne in der Tragevorrichtung getragen wird. Außerdem ist das trotzdem ziemlich anstregnend, auch mit Kind auf dem Rücken.
    Und man kommt trotzdem zu NICHTS, will aber so viel tun. Hat so viel zu tun. Oder man muss sich entscheiden- tu ich dieses, dann schaffe ich jenes nicht.
    Habe ich schon mal erwähnt, dass ich dieses Wochenende verdammt viel aufzuräumen habe…?
    Und schlafen wäre auch mal wieder nett. Ach, siehe da, es ist schon wieder nach 0 Uhr… *seufz*

    Naja, aber wir wissen ja schon aus Erfahrung- es wird besser!
    Und ich gehe jetzt mal schlafen 🙂

    Ganz liebe Grüße
    Katha

  2. Ah, Katha, du kennst das auch! Tragetuch hat anfangs gut geklappt, aber bei 9 kg habe ich aufgegeben.
    Und dass du auch noch Tageskinder bei dir hast – Respekt! Echt. Das würde ich nervlich nicht mehr packen.

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